Ein jeder, der schon einmal Student gewesen ist, vor hat einer zu werden und gerade in dem unverdrängbaren Zustand verharrt, einer zu sein, kennt die Frage.
Wie zum Teufel noch mal soll ich das noch alles bezahlen?
Angehende Designer, werdende Ingenieure, lernende BWL’ler, alle haben das gleiche Problem. So lange man nicht schon durch irgendwelche Umstände finanziell abgesichert ist oder sich neben dem Studium noch 5 Tage pro Woche den **** abrackert, hat man als junger Mensch eigentlich niemals wirklich genug Geld.
Ok, ich sollte mich jetzt hier vielleichtals einer der letzten über dieses Thema beschweren, da ich durch meine Eltern in „gewissem“ Rahmen abgesichert bin, aber auch ich habe keine Lust in bedürftigen Zeiten nur von meiner Familie abhängig zu sein. Schließlich will man ja nicht jedes mal, wenn einem wieder das Geld ausgeht, um sich etwas Gemüse zu kaufen, wieder zu Hause „rumbetteln“.
Was macht man also in einer Situation, in der man sich entscheiden muss, entweder die nächsten Tage ein paar Kilos zu verlieren oder die 300m entfernte, neben einer Polizieistation liegende, Bank zu überfallen?
Man verkauft seinen Körper!!!
Schließlich braucht ein modernes Gesundheitssystem, wie in diesem Lande vorhanden, ständig neue Körperteile oder -flüssigkeiten. Nein, jetzt wirds nicht schmutzig und das Niveau sinkt auch nicht auf den Boden. Aber wie geht das denn nun mit dem verkaufen des eigenen Körpers? (Hier der Ablauf ausführlich erläutert, wer gleich wissen will, was es damit auf sich hat, springt zum Textteil nach der Aufzählung)
- 1. Im Falle von Krefeld macht man einfach einen kleinen Abstecher zur Peterstrasse in der Stadtmitte
- 2. Man betritt dieses völlig überteuerte und fast leerstehende Behnischhaus am Ende, wo der Markt liegt und fährt bequemerweise mit dem Aufzug in den dritten Stock
- 3. Man gibt seinen Ausweis an der Rezeption ab
- 4. Man platziert seinen Allerwertesten im Warteraum (in Hochzeiten wartet man vielleicht eine 3/4 Stunde)
- 5. Man lässt die üblichen Fragen über einen ergehen (genug getrunken? genug gegessen?)
- 6. Die Frau Doktor (meistens eine Frau) quetscht einem noch schnell etwas Blut aus dem Ohr und zerdrückt einem den Arm, um den Blutdruck zu messen
- 7. Man wartet (mal wieder)
- 8. Man legt sich in einen recht bequemen Stuhl, der etwas an einen Behandlungsstuhl erinnert (moment…..es IST ein Behandlungsstuhl)
- 9. Die hoffentlich kompetente Hilfskraft schließt einen mit einer großen Kanüle an den hübsch blinkenden Apparat an, der (und jetzt kommt der eigentliche Teil des Geldverdienens) einem das Blut, wie ein gieriger Nosferatu, entsaugt und später wieder zurückpumpt. Der ganze Ablauf des Raus- und Reinpumpen wiederholt sich je nach Person bis zu 6 mal.
- 10. Man steht auf und kassiert sein Geld, plus einer kleinen Süssigkeit (meist ranzige Schokolade, die wohl ein Werbegeschenk war), plus Getränk
- 11. Man macht sich mit dem leichten Gefühl der Verhurung auf den Heimweg
Was ist geschehen? Man (ja ich benutze heute viele Man’s und viele Klammern) hat soeben Plasma gespendet im Plasmazentrum Krefeld. Kurz: Der arme BWL-Student hat gerade die Flüssigkeit seines Blutes abgegeben. Wohlgemerkt, nur die Flüssigkeit, der Rest wird später wieder in dich zurückgepresst. Dafür hat der bedürftige Maschinenbaustudent 15 bis 17€ kassiert, je nachem wieviel er wiegt und ob er männlichen oder weiblichen Geschlechts ist. Bei der jeweils 5.ten Spende gibt es nochmal 5 € drauf …jippiehh!
Warum habe ich als Designstudent nun das Gefühl, ausgebeutet und prostituiert geworden zu sein? Zum einem, weil es ganz klar dein Körper und zum anderen, weil die ganze Prozedur manchmal doch nicht ganz angenehm ist. Wenn der am Boden liegende Jurastudent das Pech hat an eine nicht so kompetente Hilfskraft zu kommen, dann kann es schon mal dauern bis die Vene zu finden und die Kraft, die dann benutzt wird, um dieses nadelähnliche, kanülenartige „Ding“ in den Arm zu rammen, ähnelt nicht selten einem Bohrhammer, der versucht, sich durch eine Betonwand zu fressen.
Ich hatte einmal das Pech, dass das Blut nicht richtig lief und drei verschiedene Hilfskräfte haben die Nadel hin und hergeschobe, bis es wieder ordentlich von statten ging. Das war zwar nicht besonders schmerzhaft, aber angenehm widerrum auch nicht.
Weiterhin rate ich dringend an, beim späteren Anlegen des Verbandes seinen Arm langsam einzuknicken, weil dieses Ding einem in den 2-3 Stunden, die man es nachher anhat, den Arm dermassen zusammenquetscht, dass man fürchtet, ihn zu verlieren.
Der nicht abgeneigte Philosphiestudente geht zudem Gefahr, für die 2 Liter, die er vorher trinken, sowie das reichhaltige Essen, was er vorher gehabt haben sollte, wieder Geld auszugeben. Dann ist der Verdienst dieser knapp 1,5 Stunden, die der gebührenzahlende Psychologiestudent dort verbringt, noch geringer. Leider kann einem auch keiner sagen, wie lange der hungernde Mathematikstudent, seine Zeit dort verbringen muss. UND mit Party feiern is‘ am Abend davor auch nichts, denn Alkohol sollte mindestens 12 Stunden vorher nicht mehr im Blut sein.
Zuletzt, wie mein Mitbewohner Timo schon damals formulierte, fühlt sich der namenlose Physikstudent manchmal, als ob dieses Plasmazentrum eine Unterabteilung der russischen Mafia wäre. Um nicht morgen hinterrücks auf der Strasse erschossen zu werden, sage ich jetzt nichts weiter hierzu ;-).
Aber mal Scherz beiseite, denn abgesehen von viel zu großen Nadeln, die einem nach häufigeren Besuchen, die Venen vernarben und kaputt machen, unsensiblen Hilfskräften, ranzigen Schokostücken, langweiligen Wartezeiten und einem Stundenlohn von variierenden 6 – 8€, ist diese Einnahmequelle relativ krisensicher (so lange man nicht mit Grippe im Bett leigt). Denn Blut und Plasma braucht die Forschung und das Gesundheitswesen immer.
Am Ende bleibt dennoch dieses unbestimmte Gefühl, dass es vielleicht irgendwo bessere Möglichkeiten geben könnte, Geld einzunehmen, als seinen Körper im Geiste der Wissenschaft und Menschenliebe zu verhuren!
PS: Ich hoffe ich konnte wenigstens einige von euch grossartigen Lateinstudenten überzeugen, dass Plasmaspenden keine schlechte Sache ist, schließlich könnte genau diese eine Spende das Leben eines kranken Menschen retten…oder so ähnlich!