…hatte ich heute im Laufe des Abends. Das erste Sichten der Aurora Borealis, einmal echt, einmal gefaket. Warum gefaked? Dazu muss ich etwas ausholen.
Begonnen hat eigentlich alles, wie es meist so ist, ganz harmlos. In dringender Essensnot machte ich mich gegen 19,45 Uhr auf den Weg zum nahegelegenen Super Markt, dem K-Market. Um fast genau 20,00 Uhr blieb ich vor eben diesem verwundert stehen, blicke die Strasse runter und habe einen AHA Effekt.
Hinter den Häuserzipfeln am Fuss der Strasse, bzw. des Hügels schimmerte es grün und rot im unteren Himmelsbereich. Ich brauchte 2 – 3 Minuten, um zu realisieren, dass das da wirklich Nordlichter waren. Wenn auch wegen einigermassen schlechtem Wetters recht blasse. Mein erstes Nordlicht in Finnland, völlig unerwartet.
Natürlich hatte ich keine ordentliche Kamera dabei und die Strassenlaternen waren zu hell für mein dummes Handy. Vorstellen kann man sich das Ganze ungefähr so:
Dieses Foto hab ich aus dem Internet, nicht von mir oder von Rovaniemi. Denkt euch einfach, ihr würdet es hinter einer Stadtkulisse mit viel Natur sehen.
Begeistert von meiner Entdeckung hab ich erst Chrissi in Deutschland angerufen und danach eine Komilitonin. Öhm, das hört sich jetzt anders an, als es klingen sollte… Wir haben nämlich mit ein paar Leuten die Absprache, dass wir uns gegenseitig auf Nordlichter Erscheinungen hinweisen.
Das soweit zu den echten Nordlichtern…. und ich glaube 100%ig, dass das echte waren, im Gegensatz zu dem, was jetzt kommt. Als ich nämlich völlig beschummert wieder aus dem Supermarkt rauskam, klingelte mein Handy und die Komilitonin teilte mir mit, dass sie jetzt bei einem Komilitonen auf dem Balkon steht und die Lichter gut sehen kann. Ich hetze also in einem Wahnsinnstempo den Teil des Ounasvaara, des Hügels, an dessen unteren Hängen des Wohnheim steht, hoch, den ich halt hochgehen muss, um zum Wohnheim zu kommen. Dummerweise hab ich mich heute entschieden, der frischen Luft wegen, zu Fuss zum Supermarkt zu gehen, was knapp 10 Minuten dauert.
Ausgepowert angekommen in meinem Apartment, schnappe ich mir die Kamera und flitze rüber zu Damjans Wohnung. Völlig atemlos stehe ich nun mit den beiden anderen auf dem Balkon und bewundere ein schimmerndes, sich bewegendes Rot vor dem dunklen Horizont, durchstochen von einem weissen Streifen. So sah das Ganze dann aus:
Eine halbe Stunde später, nachdem das Rot immer mal wieder stärker und schwächer wurde, war Damjans Balkon gefüllt mit rund 10 Studenten, die alle begeistert das Nordlicht sehen wollten. Und wieder eine halbe Stunde später, entscheidet sich eine dumme kleine Gruppe von 5 Studenten den Ounasvaara mit Fahrrad hoch zu fahren (ja, ich weiß, ich bin kein guter Schreiber, ich wechsel zu oft zwischen Gegenwart und Vergangenheitsform).
Dumme Studenten, dummer Ounasvaara. Das verflixte Ding ist nämlich steil und wenn man 10 Minuten lang in einem Mordstempo einen Hügel mit dem Fahrrad hochfahren muss, wobei man den Tag über? nur eine halbe Schüssel Müsli intus hatte, dann ist einem echt übel, wenn man oben angekommen ist. Wie dem auch sei…das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
Auf dem Hinweg merken wir nämlich alle, dass dieses schöne rote Licht mit dem weissen Strahl, nur eine Kombination aus Sportarena Beleuchtung des hiesigen Santa Sport Centers und sich bewegenden Wolken war. Dass der dreimalverflixte Hügel in einem Wolkenfeld liegt, aus dem man selbst von der Spitze aus keine Sicht auf die Sterne oder die Umgebung hat. Und schlussendlich, dass, wenn da heute jemals Nordlichter waren, sie längst wieder verschwunden sind. So viel zum Thema: Mal eben schnell einkaufen gehen.
Bei den Lichtern, die vom K-Market aus zu sehen waren, bin ich mir immer noch 100%ig sicher, dass das Nordlichter waren. Dieses mit grün und leicht rötlich durchzogene Band am Horizont waren definitiv Nordlichter, auch wenn ich keinen Fotobeweis habe. Zudem ist die Richtung, in der diese Lichter zu sehen waren, nicht vom Wohnheim aus einsehbar und das von Damjans Apartment aus zu bewundernde rote Lichtspektakel lag in einer ganz anderen Himmerlsrichtung.
Und deswegen habe ich heute einmal die richtige und einmal die gefakete Aurora Borealis bestaunen können.